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Abschlussbericht der Winter School der European Federation of Internal Medicine (EFIM) 2014 in Saas-Fee, Schweiz, 12.-18.01.2014

Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) vergab auch 2014 wieder Stipendien für die Teilnahme an der Winter School der European School of Internal Medicine (ESIM).

Die ESIM stellt ein Subkommitee der European Federation of Internal Medicin (EFIM) dar. Ähnlich der DGIM in Deutschland hat sich die EFIM auf europäischer Ebene u.a. das Ziel gesetzt, die Kommunikation zwischen den zahlreichen internistischen Subdisziplinen und Ländern zu stärken, Interessen der europäischen Internisten zu vertreten sowie wissenschaftliche Erkenntnisse zu fördern und verbreiten. Dies geschieht über die Organisation von Kongressen sowie Publikationen in den zugehörigen Fachzeitschriften (European Journal of Internal Medicine). Seit 2013 existiert mit dem European Journal of Case Reports in Internal Medicine zudem eine Plattform zur Publikation von Fallberichten. Des Weiteren gibt es in Form der EFIM Young Internists ein Netzwerk zum regelmäßigen Austausch bezüglich Themen der Fort- und Weiterbildung. Dieses Netzwerk bietet auch neue Möglichkeiten der Kooperation und Koordination internationaler Forschungsvorhaben unter dem Dach der EFIM. Eine Besonderheit ist dabei das EFIM Exchange Programme welches bereits an 37 Einrichtungen in 11 Ländern angeboten wird und Ärzten in der Weiterbildung die Möglichkeit gibt, die Innere Medizin in einem organisierten Rahmen in anderen Ländern kennen zu lernen.

Zweimal jährlich finden zudem die einwöchigen Winter bzw. Summerschools der EFIM statt. Zur diesjährigen Winterschool lud die EFIM unterstützt von den nationalen internistischen Fachgesellschaften traditionell nach Saas-Fee in die Schweiz ein.
Um eines der begehrten DGIM Stipendien zu erhalten waren in der Bewerbungsphase neben einem Lebenslauf ein Motivationsschreiben und ein auf Englisch verfasster Fallbericht einzureichen. Die Freude war groß als uns Ende 2013 die Nachricht erreichte, Deutschlands angehende Internisten während der einwöchigen Winter School vertreten zu dürfen.

Man muss, will man der speziellen Atmosphäre dieser Woche gerecht werden, ein paar Worte über Saas-Fee verlieren. Umgeben vom beeindruckenden Bergmassiv der Mischabelbergkette mit zahlreichen Gipfeln über 4000m empfing uns das Schweizer Örtchen mit seiner traditionellen Architektur unter einer hohen Schneedecke. Der morgendliche Fußweg zum Kongresszentrum wurde von der über die Bergkette steigenden Morgensonne begleitet. In diesem Winterwunderland hatten sich also 40 junge Ärzte aus den folgenden 17 Ländern versammelt: Deutschland, England, Estland, Finnland, Frankreich, Holland, Israel, Italien, Marokko, Norwegen, Portugal, Schweiz, Spanien, Tschechien, Tunesien, Türkei und Zypern.
Zu Beginn des Tages warteten auf die Teilnehmer verschiedene Vorträge von hochrangigen Professoren, wobei eine abwechslungsreiche Balance zwischen allgemeinen internistischen Themen und neuesten Erkenntnissen zu speziellen Fragestellungen gehalten wurde.
Anschließend wurden in Kleingruppen Erfahrungen über den Alltag der europäischen Internisten ausgetauscht. Die Mehrzahl der Teilnehmer arbeitet an einem Uniklinikum und hatte im Schnitt 3 Jahre Berufserfahrung. Erst bei genauerer Betrachtung offenbarten sich die internationalen Unterschiede der insgesamt ähnlich aufgebauten Ausbildung. Beim Thema Arbeitsbedingungen zeigte sich bei den türkischen Kollegen mit weiterhin existierenden 36h Schichten Nachholbedarf. In Südeuropa ist es zudem noch keine gängige Praxis, Überstunden zu notieren. Die anwesenden skandinavischen Kollegen berichteten hingegen über ein bestimmtes Kontingent an Stunden pro Woche, welches sie in den Bibliotheken zur Recherche und Aufarbeitung von Patientenfällen verwenden dürfen und sollen. Deutschland scheint aus unserer Sicht in diesem Nord-Süd Gefälle im Mittelfeld zu liegen. Verwunderung und durchaus Belustigung ernteten wir bei der Beschreibung der deutschen Blutentnahmepraxis. In keinem anderen europäischen Land werden die Venen der Patienten durch derart qualifiziertes Personal mit jahrelanger Aus-, Weiter- und Fortbildung punktiert. Ein aus unserer Sicht unnötiges weil zeitaufwendiges und ärgerliches Alleinstellungsmerkmal der deutschen Medizin in Europa. Auch andere Themen wurden in diesen Workshops emotional diskutiert: Die Struktur und Realisierbarkeit der Weiterbildung, die Organisation der Studentenlehre, der Umgang mit Sterbehilfe bzw. palliativer Versorgung von Patienten. Besonders letzteres Thema führte unter den anwesenden Ärzten zu einer intensiven und hochinteressanten Diskussion, in der die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe der jeweiligen Patienten aber auch der handelnden Ärzte deutlich wurden und schließlich doch viele Fragen offen blieben.
Am Nachmittag standen die persönlichen Fallberichte der Teilnehmer auf dem Programm, aus Sicht vieler Kollegen stets der Höhepunkt des Tages. Durch den interaktiven Vortragsstil entfachten die Symptombeschreibungen dieser europäischen Patienten stets eine spannende und sehr lehrreiche differentialdiagnostische Debatte – ein im deutschen Medizinstudium schmerzlich vernachlässigter weil elementarer Bestandteil des ärztlichen Berufes.
In den Kaffeepausen und während der gemeinsamen Mahlzeiten gewann man im persönlichen Gespräch ein individuelleres Bild der Sorgen und Nöte der internationalen Kollegen. Portugiesen und Spanier klagten über die schwierige finanzielle Situation der Krankenhäuser und die Ungewissheit, was die Zukunft nach Ablauf des aktuellen Vertrages bringe. Erst betretenes Schweigen und dann Empörung verursachten die türkischen Kollegen mit den Schilderungen ihrer Erlebnisse während der landesweiten Ausschreitungen im Zuge der Gezi-Park Proteste.
Ein Teil des Tages wurde stets der Freizeitgestaltung gewidmet. Zu den Höhepunkten gehörte ein Ausflug nach Zermatt, wo manch einer im Pulverschnee und mit Blick auf das majestätische Matterhorn seine ersten Erfahrungen auf Skiern machte. Unvergessen bleibt auch der Anblick der 40 ambitionierten angehenden Internisten, die sich auf unterschiedlichsten Sprachen kreischend auf Schlitten den Hang nach Saas-Fee hinunterstürzten.

Wir möchten uns mit diesem Bericht bei der DGIM für die gewährten Stipendien bedanken. Des Weiteren gilt unser Dank Prof. Verena Briner, Drs. Clare Higgins und Shirley Rigby, denen das Kunststück gelungen ist, perfekte Organisation mit  inspirierenden medizinischen Diskussionen,  erlebnisreichen Freizeitaktivitäten und einer sympathischen Moderation zu einem besonderen Erlebnis für uns alle zu verbinden.

Eva Gutdeutsch (Regensburg)
Maria Paparoupa (Kassel)
Alexander Peric (Berlin)
Nicola Schönewolf (München)